Ohne Maultaschen geht's nicht
Nachdem die jüngste ihrer drei Töchter ausgezogen war, war es plötzlich sehr ruhig im Hause Dressler in Friedrichshafen. Das änderte sich schlagartig, als sich Andrea und Pit entschlossen, zwei junge Volleyballtalente aufzunehmen.
Anton Müller, 17 Jahre und Noah Althoff, 16, sind für ihre Volleyballausbildung aus Schwenningen beziehungsweise aus Nebringen bei Herrenberg an den Bundesstützpunkt nach Friedrichshafen gekommen und sorgen dafür, dass wieder Leben in der Bude ist. Die mittlerweile erwachsenen Dressler-Töchter haben tatkräftig mitgeholfen, ihre Kinderzimmer zu räumen, so dass Anton und Noah einziehen konnten. Die beiden haben im Obergeschoss des Einfamilienhauses eine kleine Wohnung mit ihren Zimmern und einem kleinen Bad. Die Küche nutzen alle zusammen.
„Das klappt sehr gut“, sagt Andrea Dressler. „Wenn es zeitlich passt, koche ich für alle und wir essen gemeinsam. Sonst versorgen sich die Jungs selbst.“ In die Schule – beide besuchen das Graf-Zeppelin-Gymnasium – und zum Training in die Spacetech Arena fahren Anton und Noah mit dem Fahrrad.
Den Einkauf übernehmen die Gasteltern und waren anfangs sehr erstaunt, wie viel ein junger Leistungssportler essen kann. Schnell war klar: Maultaschen müssen immer im Haus sein. 50 Stück pro Woche schafft Noah Althoff locker. „Am liebsten mit Curry-Ketchup“, ergänzt der 16-Jährige und lacht.
Bevor die beiden Nachwuchsvolleyballer einzogen, tauschten sich Dresslers mit den Eltern aus, klärten Hausregeln und Handyzeiten und, wann die Jungs abends zuhause sein sollten. Praktisch für Andrea und Pit Dressler: „Wenn wir mal jemanden zum Anpacken brauchen, sind zwei große Jungs zur Stelle.“
Wie kommt man dazu, Gasteltern für den Volleyballnachwuchs zu werden? „Ich habe Mathe-Nachhilfe für Bundesstützpunktspieler gegeben und es kamen immer nette, junge Sportler ins Haus“, erzählt Andrea Dressler. Als ihr damaliger Lehrerkollege und YoungStars-Co-Trainer Fabian Kohl fragte, ob sie sich vorstellen könnten, Spieler aufzunehmen, mussten sie nicht lange überlegen.
„Durch unsere Töchter haben wir einen sportlichen Hintergrund und wollten junge Talente fördern“, sagt Pit Dressler, der vor mehr als 20 Jahren die Mädchenfußballabteilung der PSG Friedrichshafen gründete und sich viele Jahre als Abteilungsleiter und Trainer engagierte. Außerdem: „Warum soll man Wohnraum leer stehen lassen, wenn man etwas Gutes tun kann?“
„Die Jungs sind eine Bereicherung für uns“, sind sich Andrea und Pit Dressler einig. Und mit einem Augenzwinkern fügt Pit hinzu: „Ich find’s gut, nach drei Mädels jetzt mal Jungs im Haus zu haben.“









